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CHRISTIANE FREY

Geboren / born 1982 in Augsburg, Germany
Lebt und arbeitet / lives and works in Berlin


LEBENSLAUF / CURRICULUM VITAE

Studium
2003 – 2005
Studium der Kunstpädagogik an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Fridhelm Klein, Matthias Wähner und Stefan Römer
2005 – 2007
Studium der Bildenden Kunst an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Leiko Ikemura
2008
Diplom
an der Universität der Künste Berlin, Zulassung zur Meisterschülerin

Arbeiten
Puppenstubenzeit, Video, 2003
Hähnchenessen,Video, 2004
Video, ohne Titel, Video, 2004
Hefezopfpenis, Video, 2006
Yu- Gi- Oh, König der Spiele,
Dokumentarfilm in Zusammenarbeit mit Florian Geierstanger, 2006
Feuerwerk, Video, 2006
Medienmeditation, Video, 2007
Täter - Opfer, Video, 2007
Multitasking in Perfektion, Animationsfilm, 2008
Küchenballerina, Video, 2008

Ausstellungen
seit 2003
Ausstellungsbeteiligungen an der Akademie der Bildenden Künste München
Videoscreening bei AFK- Tv, München und lothringer 13, München
2004
Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste, München
2004
„6 x 1“, Galerie Katia Rid, Domagkateliers
2005
„broad freedoms“, Reaktorhalle, München
2006
„16/ 24“, Ausstellung der Klasse Ikemura in der Karl- Marx Allee, Berlin
2007
Rundgang der Universität der Künste, Berlin
2007

"Reich und Schön müssen leider draußen bleiben", FIELD, Berlin
2008
Absolventenausstellung an der
Universität der Künste, Berlin
"The Time of Distance", FIELD, Berlin & Maa-Tila, Helsinki

WERKBESCHREIBUNG / ABOUT THE WORK

Die junge Videokünstlerin Christiane Frey setzt sich in ihren Arbeiten mit der Suche nach Identität und dem diese Suche begleitenden Austarieren des gleichzeitigen Wunsches nach Individualität einerseits und Gruppenzugehörigkeit und Verortung andererseits auseinander. Dabei wirft sie Fragen nach einer konstruierten Geschlechtsidentität und der unterschwelligen Zuschreibung von geschlechtsspezifischen Eigenschaften, wobei sie die Strukturen der Populärmedien adaptiert und ihrer stereotypenbildenden Mechanismen durch das Mittel der Übertreibung enttarnt.

In ihrer Videoperformance Puppenstubenzeit von 2003 verkörpert die Künstlerin gleichzeitig die Moderatorin einer Teleshopping-Sendung und das Produkt, das diese anpreist: ein Porzellanpüppchen. Mit einer verführerischen, einfühlsam-gehauchten und die Käufer beschwörenden Stimmlage macht sie auf den Fetisch Erwachsener Frauen und Männer aufmerksam. Auf einmal offenbart sich, dass es bei dieser zunächst harmlos erscheinenden Sammelobsession nicht nur um unausgelebte Kindheitsträume, sondern auch um sexuelle Phantasien, Wunschvorstellungen und Machtspiele geht. Das Bild einer Freude am naiven Spiel kippt um in die deutlich werdende Reproduktion von Frauen-, Rollen- und rassistischen Klischees. Nach und nach verschön-schandelt sich die Puppe / Moderatorin in einer skurrilen Form der Autoaggression durch sich sinnentleerende Anwendung der in einem Beautycase mitgelieferten Schönheitsprodukte. Es entsteht eine groteske Verunstaltung, die immer im beklemmenden Widerspruch zu dem oberflächlich harmlos daherkommenden Monolog steht.















Puppenstubenzeit, Video-Filmstill, © 2003

In der Videoperformace ohne Titel von 2005 zieht sich die Künstlerin im Zeitraffer abgespielt immer neue Kleidungsstücke übereinander, zieht diese wieder aus um gleich darauf Neue überzustülpen. Auf dem Bildschirm laufen dabei die Namen von Städten, wie in einer Sendung über die Prêt-à-porter ab. Unterbrochen wird dieses endlose Ritual - das von Fritz Kreislers Violinkonzert „Liebesleid“ musikalisch begleitet wird - von mehreren eingeblendeten Nahaufnahme, die den Körper der Künstlerin und Akte der „Verschönerung“ und Identitätsgebung an jenem fokussieren. Der Betrachter wird damit konfrontiert, die Künstlerin in einer Nahaufnahme des Mundes zu beobachten, wie sie sich selbst ein Lippenbändchen-Piercing sticht und ihre Unterschenkel mit Kaltwachsstreifen enthaart.

Bei Täter-Opfer (2007) werden junge Frauen nach einem unangenehmen sexuellen Erlebnis befragt. Dabei offenbart sich, dass nicht etwa ein körperlicher Übergriff, sondern sich schon eine angedeutete sexuelle Belästigung psychisch als einschneidendes und erschreckendes Erlebnis in die Erinnerung einschreibt.

-------------------English version------------------------

The young video artist Christiane Frey is interested in the search for identity and its accompanying dilemma between the desire for individuality and the need for a sense of social and geographical belonging. By adapting popular media structures and revealing their stereotypical mechanisms through exaggeration, she raises questions about the construction of gender identity and the subliminal attribution of gender-specific characteristics.

In her video performance Puppenstubenzeit (Dollhouse Time) (2003) Christiane Frey embodies both the presenter of a tele-shopping programme and the product she is trying to sell, a porcelain doll. The tone of voice is seductive, understanding, imploring, and all at once it becomes apparent that a seemingly harmless passion for collecting arises from unlived childhood dreams, sexual fantasies, desires and power games. An image of naive pleasure flips into an increasingly clear reproduction of clichés about women, gender roles and race. The doll/presenter trans- ( and de-)forms herself in a comical form of auto-aggression through the nonsensical use of the beauty products in the doll’s makeup case, and a grotesque distortion occurs that is in disturbing contradiction to the superficially harmless monologue.














Puppenstubenzeit, video filmstill, © 2003

In her untitled video performance of 2005 the artists dresses herself, in slow motion, in increasing layers of clothes, only to take them off and then put them on again. Names of cities cross the screen, as in a fashion programme. This endless ritual, which is accompanied by Kreisler’s Love Song, is interrupted regularly by fade-ins of the artist’s body and acts of “beautification” upon it. The viewer is compelled to observe a close-up of the artist piercing her own lip or waxing her legs.

In Täter-Opfer (Perpetrator-Victim) (2007) young women are asked about unpleasant sexual experiences. Their answers show that not only physical molestation but also non-physical sexual harassment remain in the memory as drastic and frightening events.